Porsche der Museen
- Text: Marie Bruun Yde
- Fotos: Jens Lindhe
Das Classic Car House in Kopenhagen ist zugleich Museum, Garage, Werkstatt und Autohaus. Lundgaard & Tranberg transformierten zwei Altbauten und ergänzten diese um vier neue Gebäude. Zusammen bilden diese ein Ensemble um einen gewachsenen Garten herum.
Immer weniger Fahrzeuge werden aufbewahrt oder vererbt. Während der angemeldete 50+-Oldtimerbestand stetig wächst, sinkt die Anzahl jüngerer Oldtimer. Wie stark sich die Automobilkultur durch technologischen Fortschritt, Herstellungsweise und Design in den letzten 30 Jahren gewandelt hat, wird im Classic Car House in Kopenhagen deutlich. Das neue Erlebnismuseum wurde von Lundgaard & Tranberg mit Blick für die goldenen Jahre des Autodesigns entworfen.
Die Adresse in der Vorstadt Lyngby ist wegen des Frilandsmuseum, das zum Nationalmuseum gehört, schon eingeführt. Direkt gegenüber, in der architekturhistorischen Achse über die Straße Kongevejen, wurde im August 2023 das Classic Car House eröffnet. Das neue Museum baut auf zwei Altbauten, den Dreiseithof Virumgård aus dem Jahr 1771 und das Landwirtschaftsmuseum von 1916. Hier in der Gegend entstand Ende des 19. Jahrhunderts ein Kulturmilieu mit Landwirtschaftsschule, Pflanzenzüchtung, einer Hochschule und schließlich 1901 dem Freilichtmuseum. Davon geblieben sind bis heute: das Freilichtmuseum, der Dreiseithof und das Landwirtschaftsmuseum. Die beiden letzteren lagen jahrelang brach, bevor die Kommune Lyngby sie mit dem umgebenden Gelände an den Konzern K.W. Bruun & Co für publikumsorientierte Zwecke verkaufte. K.W. Bruun ist einer der größten Autoimporteure Skandinaviens. Die Firma hat eine 100 Jahre währende Geschichte, die jetzt ihren Höhepunkt im Classic Car House findet. Das Haus ist über mehrere Gebäude verteilt, K.W. Bruun präsentiert seine große Sammlung klassischer Autos, außerdem gibt es ein Autohotel, eine Werkstatt, ein Restaurant und ein Autohaus mit Verkauf.
Garagenästhetik
Den beiden existierenden Gebäuden wurden vier Neubauten hinzugefügt. Diese sind um einen kleinen Park gruppiert und öffnen sich alle zu diesem. Das Hauptgebäude mit der Ausstellung befindet sich im ehemaligen Landwirtschaftsmuseum. Das Museum wurde in sehr verbautem Zustand übernommen, die Architekten legten die Räume wieder frei und etablierten zentrale Atrien, die die Ausstellungen im Erdgeschoss und der ersten Etage verbinden. Der Dachboden fungiert als Klublokal für Autoliebhaber, er wurde mit Holz verkleidet, 14 große Dacherker sorgen für viel Licht.
Die Ausstellung erstreckt sich in eine Art Seitenflügel, eine Glaspassage, die als Karls Haus bezeichnet wird. Sonderwünsche des Bauherrn, die die Kreativität so mancher Architekt:innen hätten stören können, sowie die Übernahme des Looks des früheren Autohauses von K.W. Bruun auf Østerport in der Kopenhagener Innenstadt, sind einfallsreich erfüllt. Lundgaard & Tranberg haben den alten Laden fast bühnenbildnerisch in die Fassade mit betonter Garagenästhetik übertragen.
Danach gelangt man in die große Halle mit dem Autohotel. Das Gebäude besteht aus sechs, immer kleiner werdenden Teilen, deren sechs Giebel sich in einer rhythmischen Komposition zurück staffeln, was das Gebäude optisch kleiner erscheinen lässt und an die Proportionen des Ensembles anpasst. Die Autos, im Museum zum Stillstehen verurteilt, können hier herumfahren. Während die Ausstellung Schaustücke präsentiert, bietet das Autohotel Veteranenfahrzeuge von Autoliebhabern die perfekte Aufbewahrung. Die Autos werden von ihren Besitzer:innen zur Ausfahrt abgeholt, danach wieder gebracht und in den Werkstätten gepflegt. Dementsprechend ist die Stimmung hier dynamischer.
Auch die weiteren Funktionen und Gebäude des Restaurants sowie des Autohändlers sind Teil eines lebendigen Milieus. Überall mussten Autos hinein- und wieder hinausgebracht werden können, weshalb besonderes Gewicht auf die Flexibilität und schnelles Freiräumen für Veranstaltungen gelegt wurde.
Käfer und Kutschen
Die Geschichte des Autos ist kurz und wird von Kvorning Design anhand von Designbesonderheiten inszeniert. Es gibt Oldtimer und Youngtimer, Sportwägen, Rennwägen, Käfer, cineastische Hollywood-Darlings, aber auch günstigere, beliebte Alltags-Modelle. Und es gibt das erste Auto der Welt, den Benz Motorwagen, eine Mischung aus Pferdekutsche, Fahrrad und Auto, der aus Deutschland kam und eine Höchstgeschwindigkeit von 16 Kilometer pro Stundeerreichte. Die kurzen, knackigen Ausstellungstexte legen Wert auf Anekdoten, Überlebensdauer, Ingenieurarbeit und Konkurrenz zwischen den einzelnen Automarken.
Das Classic Car House würdigt das Autodesign des 20. Jahrhunderts und dessen Streben nach Perfektion und Einzigartigkeit. Angesichts heutiger Vervielfältigung und Standardisierung macht es Spaß, die feine Ästhetik älterer Autos zu beobachten. Die Neubauten sorgen dafür, dass nicht alles in Nostalgie ertrinkt. Mit seiner Geschichte der Moderne und der neuen Architektur führt das Classic Car House das vormoderne Freilichtmuseum fort und uns in die Gegenwart.
Produktinformation
1 x Combilift 552 mit 9er Raster (9 Stellplätze in der Breite) – insgesamt 17 Stellplätze: Plattformbelastung 2 t, Plattformbreite 250 cm, max. Fahrzeughöhe obere Ebene 180 cm, max. Fahrzeughöhe untere Ebene 190, automatische Schiebetüren mit Alurahmen für bauseitige Glasfüllung
2 x Combilift 552 mit 7er Raster – insgesamt 26 Stellplätze: Plattformbelastung 2 t, Plattformbreite 250 cm, max. Fahrzeughöhe obere Ebene 180 cm, max. Fahrzeughöhe untere Ebene 1 x 190 cm und 1 x 180 cm, automatische Schiebetüren mit Alurahmen für bauseitige Glasfüllung
1 x Drehplatte 506: Belastung 3 t, Plattformdurchmesser 4,40 m, Aluminiumblechbelag, Unterflurantrieb, Dauerlauf